"Ich bin eiskalt. Ich zucke nicht mal mit der Wimper. Das kommt daher, weil ich von Kind an nichts anderes gemacht habe. Ich habe schon mit zehn Jahren meine Hasen selbst geschlachtet." Es sind Aussagen wie diese, die im Prozess wegen der Polizistenmorde von Kusel so verstören. Diese Aussagen stammen vom Hauptangeklagten Andreas S., dem Bäckermeister, der damit geprahlt hat, zum hauptberuflichen Wilderer geworden zu sein. Am zwölften Verhandlungstag war es nochmal darum gegangen, warum Andreas S., der oft auch in Lothringen zur Jagd ging, von französischen Jägern "exécuteur", auf Deutsch: Vollstrecker, genannt wurde. Andreas S. versuchte an jenem Verhandlungstag das Wort "Vollstrecker" zu relativieren. Er sagte, dass es in Frankreich üblich sei, "auf Anweisung" eine bestimmte Menge Wild zu erlegen, also quasi auf Bestellung. Es gehe darum, eine Anweisung oder Bestellung auszuführen, zu vollziehen oder zu vollstrecken. Deshalb also der Spitzname "exécuteur". Andreas S. wollte damit offenbar klarstellen, dass seine französischen Jagdfreunde nicht die andere Bedeutung des Begriffs "Vollstrecker" nämlich "Hinrichter" im Sinn hatten, als sie ihm diesen Spitznamen gaben. Die oben zitierten erläuternden Aussagen vom eiskalten Schützen, der von Kindesbeinen an ohne Skrupel auf alle erdenklichen heimischen Tiere schoss und sie auch häuten und ausnehmen konnte, fielen an jenem zwölften Prozesstag bei einer umfangreichen Vernehmung eines Zeugen im Gespräch zwischen dem Richter, Andreas S. und dem Zeugen. Bis dahin wurde zügig verhandelt, dann kam der Prozess etwas ins Stocken. Corona lähmte ihn schließlich: Der 15. und 16. Verhandlungstag war jeweils nur kurz, weil ein wichtiger psychiatrischer Gutachter wegen Corona fehlte. Der 17. Prozesstag fiel ganz ins Wasser, weil der Hauptangeklagte selbst erkrankt war, dem Vernehmen nach ebenfalls an Corona.
Könnte der Prozess wegen Corona gar ganz platzen? Fragen und Antworten dazu hier.
Georg Altherr